„Do weann Kieann´s Kieann noch deavoo schwätze“ war eine der Aussagen eines Darstellers nach dem Schlussakt der „Hexe vom Grauen Stein“. Das Theaterstück wurde am 30. und 31. August von der Laienschauspielgruppe „Hecketheater“ Vollnkirchen auf einer Freilichtbühne „Im Kienloch“ oberhalb des Dorfes aufgeführt. Weit über 1000 Besucher aus nah und fern zählten die Veranstalter, die „Vereinsgemeinschaft 750-Jahre Vollnkirchen“, an beiden Tagen.

Das Stück basiert auf einem Roman des Oberkleener Heimatdichters Wilhelm Reuter aus dem Jahr 1950 und übt seit jeher eine große Faszination auf die Menschen in der Region aus. Die Handlung spielt im Mittelalter in den ehemaligen Dörfern Gebertshausen bei Oberkleen und Wertshausen bei Vollnkirchen. Lerse, die Tochter eines reichen Gerichtshofbauern, wird in ihrem Dorf Gebertshausen aufgrund von Neid, Missgunst und Hass zur Hexe abgestempelt. Als junges Mädchen war sie mit einem fremden Reitersmann durchgebrannt. Als sie Jahre später zurückkommt, jagt der Vater sie vom Hof. In derselben Nacht brennt der Hof nieder und die Mutter stirbt. Im Dorf ist Lerse nun als Brandstifterin und Mörderin verschrien. Nur Oswin, der Falkner der Falkensteiner Lehnsherren, hält noch zu ihr und heiratet sie. Sie bekommen ein Kind und alles scheint sich zum Guten zu wenden. Doch dann bricht die Pest aus. Alle Lehnsherren fallen ihr zum Opfer. Der Hass der Dorfbewohner mündet in einem Sturm auf das neu erbaute Jagdhaus bei Wertshausen bei der alle Freunde von Lerse und ihr Mann Oswin ums Leben kommen. Lerse und ihr Kind werden zum Spielball weltlicher und geistlicher Macht, und sie wird schließlich eingekerkert. Als sie Jahre später zurück ins Dorf kommt, ist sie erneut mit dem Hass der Dorfbewohner konfrontiert und nimmt Rache an allen, die ihr damals Unrecht getan haben. Am Ende wendet sich jedoch alles zum Guten und sie findet ihren nun erwachsenen Sohn wieder.

Zuletzt wurde das Stück im Jahr 2003 von Laienschauspielgruppen aus Dornholzhausen, Langgöns und Oberkleen an Originalschauplätzen aufgeführt. Bei einem Planungstreffen anlässlich des 750. Jubiläums in Vollnkirchens im Jahr 2026 kam die Idee auf, das Stück nochmals auf die Bühne zu bringen. Initiatorin Karin Köhler organisierte Theatertexte und inszenierte das Schauspiel für die Freilichtbühne auf einer Wiese am Buchwald oberhalb von Vollnkirchen neu. Unter ihrer Regie hat die Gruppe monatelang geprobt. Die Mühen haben sich ausgezahlt: Mit voller Leidenschaft, Hingabe und Herzblut wurden zwei Aufführungen dargeboten, über die man mit Sicherheit noch lange in Vollnkirchen und angrenzenden Ortschaften sprechen wird. Spontaner Zwischenapplaus und stehende Ovationen nach dem letzten Akt zeigten, dass das Publikum von dem Dargebotenen begeistert war.

Das Projekt unterstrich einmal mehr die großartige Dorfgemeinschaft in dem 400-Seelendorf, von dem die Hälfte in die Aufführung involviert waren - Jung und Alt, genauso wie Alteingesessene und Hinzugezogene. Neben 65 Darstellern war ein mindestens ebenso großes Team im Hintergrund mit der Organisation der Aufführung beschäftigt. In unzähligen Stunden ehrenamtlicher, liebevoller Arbeit wurde eine Bühne gebaut, Kulissen gemalt, Bühnenbilder für die einzelnen Akte gestaltet und mit detailgetreuen Requisiten ausgestattet. Die Zuschauer waren von der Darbietung überwältigt und sogar der Wettergott zeigte sich gnädig mit strahlendem Sonnenschein. Schon direkt im Anschluss an die Aufführungen wurden herzlichste Glückwünsche und größtes Lob von allen Seiten ausgesprochen. Man lag sich in den Armen, die Anspannung löste sich und ein bisschen Stolz kam auf, dabei gewesen und ein Teil dieser Gemeinschaft zu sein. Neue Talente wurden offenbart und ganz Vollnkirchen spricht davon, dass das noch nicht alles war, was im Rahmen des 750-jährigen Jubiläums im kommenden Jahr von der Laienschauspielgruppe zu sehen sein wird. Fortsetzung folgt ….

1. Akt

Darsteller:

Gerichtshofbauer Philipp: Jürgen Friedrich

Lina, Lerses Mutter: Ute Friedrich

Lerse, ihre Tochter: Lea Bernhard, Hannah Ulm, Katja Friedrich-Vogt

Jan, der Pandur: Jens Friedrich

Seine Kumpanen (Waldemar, Armin, Stefan): Tanja Hirscher, Nathalie Mc Donald, Carmel McDonald

Der graue Emil: Benjamin Lakowsky

Oswin, der Frankensteiner Falkner: Sebastian Rühl

Schultheiß Merten: Thomas Sonntag

Jakob, der Vater von Gerhard: Rainer Schneider

Bauer Gerhard, der Sohn von Jakob: Lasse Hübner

Bodo, der Narr: Linus Watz

Bäuerinnen von Gebertshausen: Inka Huisgen, Tanja Knorz, Evi Köhler, Jessica Rühl mit Kindern

Bauern von Gebertshausen: Rainer Schindel, Dietmar Friedrich, Udo Pfaff

2. Akt

Darsteller:

1. Szene:

Anka, Tochter der Brachlandbäuerin: Marla Veit

Brachlandbäuerin, Ankas Mutter: Nicole Sonntag

Linhard, Bruder von Anka: Celia Friedrich

Julia, Schwester von Anka: Mona Berger

2. Szene:

Lerse mit Kind: Laura Timmermann

Gönsebäuerin, Ankas Tante: Steffi Watz

Johann, Knecht: Friedhelm Schreier

Souffleuse: Heike Grimm

3. Akt

Darsteller:

1. Szene (im Kloster):

Schultheiß Merten: Thomas Sonntag

Bauer Gerhard: Klaus Friedrich

Binsenlehne: Birgit Friedrich

Pater Florian, Mönch aus dem Kloster Rommersdorf: Bernd Allendorf

Messdiener: Till Rühl, Jannis Friedrich

 

2.-4. Szene (Burg Fauerbach):

Junker Limpert: Michael Befort

Rote Hanne: Katrin Gandela

Knecht (Torwächter): Karsten Watz

Knecht Ignaz: Dieter Rühl

Bauer Gerhard: Klaus Friedrich

Landsknechte Johann und Friedemann: Gerhard Grimm, Thomas Huisgen

Burgmägde und Burgfrauen: Sabine Grumbach, Helga Schindel, Ute Schneider, Kirsten Klippert

Junge: Till Rühl, Jannis Friedrich

Folterknecht: Karsten Watz

Lerse: Laura Timmermann

Souffleuse: Heike Grimm

4. Akt

Darsteller:

Lerse: Betty Allendorf

Anka: Sina Friedrich

Der neue Schultheiß Mathien aus Gebertshausen: Bernd Scheiter

Gerthold, der freie Gerichtshofbauer: Torben Stamm

Bauer Karl: Christian Schindel

Bauer Fritz: Christian Berger

Bauer Heinrich: Benedikt Reif

Wertshäuser Brandstiftergehilfen: Rainer Schindel, Dietmar Friedrich, Udo Pfaff, Friedhelm Schreier

Souffleuse: Heike Grimm

Musik & Erzähler

Helmut Teipen, Christoph Zörb

Helferinnen-Team

Hiltrud Scheiter, Roswitha Matzat, Beate Schreier, Karin Köhler, Ulrike Ringleb

Bildergalerie Aufführung Samstag

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