Seit alters her werden die Bewohner eines Dorfes mit mehr oder weniger schmeichelhaften „Uznoame“ - auf Hochdeutsch Uznamen (Spitznamen, Necknamen) - tituliert. In Vollnkirchen leben die „Heckebeck“.
"Heckebeck" [´heggebegg], plural von "Heckebock" ist der mundartliche Ausduck für Zecken. Der Uznamen kommt nicht daher, weil die Einwohner etwa besonders gemein oder lästig wären, wie die gleichnamigen Spinnentiere, sondern leitet sich von einer besonderen Form der Waldwirtschaft ab, die hier bis in die 1950er Jahre noch betrieben wurde: den Niederwäldern oder Haubergen.
In Haubergswäldern wurde nach einer Wuchszeit von ca. 20 Jahren Eichenlohe gewonnen. Im Frühjahr, wenn der Saft in die Bäume stieg, ließ sich die Rinde besonders gut vom Stamm lösen. Mit speziellen Werkzeugen (Lohschälmessern) wurde die Rinde der Eichenbäume eingeritzt und abgeschält. Die Eichenlohe wurde an Gerbereien, v.a. im Wetzlar und Brandoberndorf, verkauft und war ein wichtiger Nebenerwerb für die Bewohner. Anschliessend wurden die Bäume komplett abgeholzt („auf den Stock gesetzt“). Die im Boden belassenen Wurzelstöcke trieben dann wieder neu aus, und die "Stockausschläge" wuchsen bis zur nächsten Rodung zu arm- bisbeinstarken Stämmen heran.
Karte der Gemarkung von Vollnkirchen mit Niederwalddistrikten
Da der Wald nach 20 Jahren nur eine geringe Höhe erreichte, bezeichnet man die Hauberge als Niederwald. Im Hüttenberger Land nannte man die Nederwälder aufgrund ihrer geringen Wuchshöhe scherzhaft "Hecken", entsprechend werden heute noch die Ortsteile Vollnkirchen, Volpertshausen, Weidenhausen und Reiskirchen, in denen es viele Haubergswälder gab, die „Heckendörfer“ genannt. Rund um Vollnkirchen gab es offenbar besonders viele Niederwälder, so dass die Bewohner den Uznamen die "Heckebeck" verpasst bekamen.
Volpertshäuser Junge beim Lohschälen
Lohschälmesser aus Vollnkirchen
Heinrich Watz mit Bündel Eichenlohe
Vereinsgemeinschaft 750 Jahre Vollnkirchen
35625 Hüttenberg
c/o Jürgen Friedrich Tel.: 06447/6241
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